Aus dem Tagebuch eines Perfektionisten
Die nachfolgenden Zeilen stammen aus dem Tagebuch eines Perfektionisten. Sie sind ehrlich, authentisch und echt. Geschrieben zu einem Zeitpunkt des Umbruchs. Selbstreflektion und kritische Hinterfragung des eigenen Handelns stehen im Fokus. Erfahrt mehr über die Gedanken eines Perfektionisten – und vielleicht erkennt ihr euch in der einen oder anderen Zeile ja wieder…
13.03.2020 – Gedanken
Leere. Manchmal fühle ich nur Leere. Weiß nicht, wer ich bin. Weiß nicht, wofür ich mache, was ich mache.
Getrieben. Oft renne ich großen Zielen hinterher, ohne genau zu wissen warum. Ich strebe eine Karriere an, doch weiß nicht, wer mich treibt. Sind es wirklich meine Ziele?
Stillstand. Eines Morgens wache ich auf und frage mich, wessen Leben ich eigentlich lebe. Alles steht still – ich bin vollkommen klar.
15.03.2020 – Aufregendes Kribbeln
Ich habe viele Fragen in meinem Kopf. Weiß nicht genau, wo ich anfangen soll. Doch ich spüre, dass sich etwas verändern wird. Ich fühle ein aufregendes Kribbeln im ganzen Körper – wie damals als Kind kurz vor meinem Geburtstag. Ich weiß, dass eine große Überraschung auf mich wartet. Ein Lichtblick. Ein Neuanfang.
Ich bin etwas auf der Spur. Das ahne ich ganz deutlich. Etwas, dass mein Leben verändern wird. Ich bin ganz nah dran.
16.03.2020 – Aufwühlende Erkenntnis
Ein langer Spaziergang. Das hat mir schon immer beim Nachdenken und Entspannen geholfen. Ich spaziere durch den Park, als es mich trifft wie ein Schlag. Ich bleibe abrupt stehen. Kann das wirklich sein?
Wurde ich all die Jahre, in denen ich so viel Kraft und Zeit in meine Karriere gesteckt habe, wirklich von so etwas getrieben? Ich brauche einen Moment, um meine wirren Gedanken zu sortieren.
Meine Ziele?
Wer bin ich?
Warum Karriere?
Glaubenssätze?
Wer treibt mich?
Liebe?
Wo möchte ich hin?
Sinn?
Ich weiß plötzlich nicht mehr, warum ich einer Karriere hinterherrenne, die mich nicht erfüllt. Warum wollte ich schon immer Karriere machen? Das erscheint mir sinnlos. Ich frage mich, wo das herkommt. Tief in mir drin entsteht ein Gefühl. Es formt sich zu einem Gedanken, der immer größer wird und an die Oberfläche möchte. Doch ich halte den Gedanken zurück.
Wie lange habe ich mich mit dem Thema Glaubenssätze beschäftigt, ohne zu merken, dass ich von einem der größten getrieben werde?
Ich habe Angst, den Gedanken auszusprechen. Es macht mich schwach, angreifbar. Es kommt mir vor, wie versagen.
Doch ich traue mich. Weil ich spüre, dass ich den Auslöser für viel Anstrengung und dem ständigen Gefühl des Getrieben seins entdeckt habe.
Ich bin nur liebenswert, wenn ich erfolgreich bin.
Stille. Erleichterung. Aufwühlende Erkenntnis.
17.03.2020 – Freiheit
Ich fühle mich leicht. Meine gestrige Erkenntnis sitzt noch tief, doch ich spüre Befreiung. Als hätte ich ein Seil gelöst, was mich jahrelang festgehalten hat. Ich bin frei.
Ich war getrieben von einer Angst. Der Angst, nicht liebenswert zu sein. Der Angst nicht zu genügen, nicht zu gefallen oder gar abgelehnt zu werden. Mein Selbstwert – ja, mein ganzes Ich – war abhängig von Erfolg. Ich habe mich über meine erreichten Ziele definiert. Diese Erkenntnis ist Befreiung. Und gleichzeitig Unsicherheit.
Wer bin ich? Was macht mich aus? Was erfüllt mich mit Sinn?
Viele neue Fragen. Doch ich freue mich darauf, sie alle zu erkunden. Mich selbst kennenzulernen.
Ich spüre große Dankbarkeit.
Freiheit.
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